12. bis 20. Dezember 2015
Eröffnung: 11. Dezember 2015, 19 Uhr
Alle Arbeiten finden Sie hier im
Jahresgaben PDF
Sonja Allgaier
Anton Bošnjak
Robert Crotla, Volkan Özekcin
Sophia Eham
Beate Engl
Delio Gennai
Lou Jaworski
Jens Kabisch
Alexander Laner
Stefan Lenhart
M8
Fumie Ogura
Jonas von Ostrowski
Martina Riescher
Clea Stracke & Verena Seibt
Alexander Steig
Lorenz Straßl
Patrik Thomas, Miri Chekhanovich,
Alexandre Hupé
Julien Viala
Mitra Wakil
Martin Wöhrl
[Vortragsreihe]
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Habitus, Abito, Abitare – Handeln in der Gegenwart III
Dienstag, 15. Dezember 2015, 20 Uhr
Prof. Anne Bergner
„Afro-Tech“
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Das Maker Movement entwickelt sich seit ca. 2006 zu einer globalen Bewegung. In ihr bilden technologisch versierte Do-it-yourself-Enthusiasten, Bastler, Hacker, Künstler und Designer in den Communities der Makerspaces und FabLabs.
Dank 3D-Druckern, Open-Source Soft- und Hardware, Mikroelektronik und Online-Platformen ist die Entwicklung und Produktion von – auch technologisch anspruchsvolleren – Dingen nicht mehr allein in der Hand großer Unternehmen. Nachhaltigkeit, Teilhabe, Gemeinschaft und Unabhängigkeit sind neben dem kreativen Umgang mit (digitalen) Werkzeugen zentrale Werte des Maker Movements.
Diese „Grass Roots“ – Innovations-bewegung ist aber nicht nur in den Konsum-gesättigten Ländern der Industrienationen relevant. In Afrika hat sich eine äußerst lebendige und vielfältige Maker Szene gebildet. In ihr treffen sich die neuen Technologien mit traditionellen Handwerks-traditionen um afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme zu entwickeln.
In pan-afrikanischen Maker Festivals präsentiert sich ihr Improvisionsgeist und Erfindungsreichtum selbstbewusst unter dem Motto: „We will show the world how sexy African manufacturing can be“.
Prof. Anne Bergner ist Professorin im Studiengang Integriertes Produktdesign in Coburg. 2014 unternahm sie gemeinsam mit Dr. Inke Arns (künstlerische Leiterin des hardwareMedien-Kunst Verein / Dortmund ) eine Forschungsreise nach Kenia, Südafrika und Nigeria, um die afrikanische Maker-Szene und Kultur kennenzulernen.
Der Habitus als ein „System verinnerlichter Muster“ prägt die Art und Weise des Handels in einem bestimmten Zeitraum. Dieses Handeln wiederum zeigt sich im Konkreten – in den Artefakten, mit denen der Mensch seine Umgebung erschafft. Auch die sprachliche Verwandtschaft verweist auf diesen Zusammenhang: lateinisch „Habitus“ (Gehaben, von lat. „habere“ = haben) wird im Italienischen zu „Abito“ (Kleidung) und „Abitare“ (Wohnen, Leben in … ).
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Welche Themen, Motivationen, Ästhetiken bestimmen das Handeln in der Gegenwart? Und welche Auswirkungen hat das heutige Handeln für unsere Zukunft? Die Vortragsreihe stellt aktuelle Entwicklungen in Design, Architektur und Kunst vor und lädt zu disziplinenübergreifender Diskussion ein. Der Titel der Vortragsreihe bezieht sich auf eine Ausstellung des italienischen Arte Povera-Künstlers Michelangelo Pistoletto, der sich Mitte der 1990er Jahre mit seinem „Progetto Arte Manifesto“ für eine neue Verbindung der Künste mit allen Bereichen des alltäglichen Lebens wie Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Religion, Bildung usw. einsetzte.
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Kuratiert von Alexandra Weigand / In Kooperation mit dem
Institut für Kunstgeschichte der LMU München
Download PDF Kunstraum Habitus, Abito, Abitare (15.12.)
31. Oktober bis 29. November 2015
Eröffnung: 30. Oktober, 19 Uhr
Kuratorenführung mit Monika Bayer-Wermuth
29. November, 14 Uhr
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Die in München lebende Künstlerin Agnes Jänsch (*1980) wird mit ihrem ambitionierten Projekt „The film inside your head“ den gesamten Ausstellungsraum des Kunstraums in einen begehbaren Film verwandeln.
Die raumgreifende Videoinstallation erzählt in sieben Film-/Audiosequenzen von einer jungen Frau, die in ein Dorf kommt, sich dort niederlässt und eine Weile lebt, um anschließend aus nicht eindeutig geklärten Gründen wieder zu verschwinden. Die Hauptperson nimmt nicht nur wegen ihrer Herkunft eine Außenseiterstellung im Gefüge der Dorfgemeinschaft ein. Sie passt sich den Erwartungen und sozialen Normen nicht an, sondern scheint ganz ihrem eigenen Koordinatensystem zu folgen. Sie wirkt mal selbstbewusst, mal somnambul, mal verunsichert, aber immer in gewisser Weise fremd und exzentrisch. Die einzelnen Sequenzen ergeben in der Zusammenschau ein kaleidoskopartiges Persönlichkeitsbild der Hauptfigur, die sich in keine Kategorie einordnen lässt, sondern ihre Autonomie behauptet. Wenn die Hauptperson schlussendlich das Dorf verlässt, bleibt offen, ob dies aus eigenem Willen oder aufgrund sozialen Drucks geschieht. Je nachdem wie der Betrachter die einzelnen modularen Elemente der Geschichte interpretiert, kommt er zu dem Schluss, dass die Bewohner des Dorfes der jungen Frau nichts Gutes wollen und sie letztendlich aus dem Dorf vertreiben. Oder er gewinnt den Eindruck, die junge Frau spielt mit ihren Mitmenschen. Eine Geschichte voller Anspielungen und Doppeldeutigkeiten.
In ihrer Form der raumgreifenden Installation, wie sie Agnes Jänsch in ihrem Projekt realisiert, ist ihre Arbeit in der Tradition des Expanded Cinema der 60er und 70er Jahre zu verorten. Künstler wie Nam June Paik lösten den Film aus seiner Präsentation in der Einkanal-Version und schafften damit die Erweiterung in den Raum. Dabei musste sich das Expanded Cinema nicht nur neuen Fragen zu Narrationsstrategien bzw. deren Auflösung zugunsten einer Selbstreflexivität des Mediums stellen, sondern leistete auch einen fundamentalen Beitrag zum Einzug der Medien- und Filmkunst in den Kanon der Bildenden Kunst. Während allerdings das Expanded Cinema narrative und dramaturgische Spuren zu tilgen versuchte, verfolgt Jänsch eine gegenteilige Strategie. Der Betrachter soll, intuitiv geleitet, eine Narration non-linear erleben können. Verteilt auf den gesamten Raum, ohne vorgegebene Reihenfolge, wird das „Kino“ hier individualisiert. Der Betrachter kann die Narration so als eine räumliche Erfahrung erleben, sich durch die Geschichte bewegen und wird dadurch selbst zum Teil der Installation.
Bei der Umsetzung ihrer filmischen Werke arbeitet Agnes Jänsch mit einem professionellen Filmteam und erlangte so unlängst nicht nur im Bereich der Bildenden Kunst Aufmerksamkeit. Anfang des Jahres war sie Preisträgerin des Stuttgarter Filmwinter. Für die Realisierung des Projekts „The film inside your head“ erhielt sie das Projektstipendium für Bildende Kunst der Landeshauptstadt München.
Die Ausstellung wird gefördert durch die Landeshauptstadt München, das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst, durch Fortis Green Film & Medien, durch die Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung und durch Spenden.
Kuratiert von Monika Bayer-Wermuth.
Matze Görig Franka Kaßner
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10. September bis 11. Oktober 2015
Matze Görig und Franka Kaßner stellen im Kunstraum ihre neuesten Arbeiten vor:
Matze Görig zeigt in der oberen Etage seinen Film durch Hain und Aue und Franka Kaßner unten ihre Installation Sie weint trocken. An seinem Animationsfilm durch Hain und Aue (28 min.) hat Matze Görig seit 2012 gearbeitet. Seine digital-analoge Konstruktion setzt sich aus hunderten Fotos und Videos zusammen. Zu dem Thema hat der Künstler sich unter anderem von Hieronymus Boschs Triptychon „Der Garten der Lüste“ und Johannes Brahms’ Duett „Die Meere“ inspirieren lassen. Der Film erzählt Geschichten und Legenden, die eine eigene Welt zwischen Leben und Tod erschaffen.
Franka Kaßner hat einen Raum entworfen, in dem sie „Mutter Beimlein“ (Text: Bertolt Brecht, Musik: Hanns Eisler) singt. Das groteske Motiv – die Protagonistin ist trotz eines Holzbeins munter und selbstbewußt und unterhält die Familie als Prostituierte – setzt Franka Kaßner mit gebrochener Stimme und bandagiertem Körper in Szene. Sie konterkariert die körperliche Beeinträchtigung von „Mutter Beimlein“ bzw. ihre eigene Verletzung mit der Haltung einer heroischen Frauenfigur. In ihrer Installation Sie weint trocken wird die Performance als Video (2 min.) gezeigt.
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Kuratiert von Dr. Luise Horn
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End of summer break
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WIE VORHER, WIE DAMALS, WIE WANN ES BRENNT, GENAU SO
[Buchpräsentation]
Freitag, 31. Juli 2015, 19 Uhr
Paula Leal Olloqui
Wir laden herzlich ein zur Buchpräsentation von Paula Leal Olloquis erstem Künstlerbuch WIE VORHER, WIE DAMALS, WIE WANN ES BRENNT, GENAU SO, das ihr Denken über das Leben, die Arbeit und eine Dokumentation ihrer Arbeit miteinander verbindet.
Gezeigt werden auch die beiden maßgeblichen Audioinstallationen Leal Olloquis SO MUSS ICH EIGENTLICH WILL und EINFACH NUR IST sowie noch nie gesehene Skulpturen der Künstlerin.
Vielleicht gibt es auch Spanisches zu trinken und zu essen, das darf eine Überraschung sein.
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Als Grundgerüst der Publikation WIE VORHER, WIE DAMALS, WIE WANN ES BRENNT, GENAU SO dient eine dialogische Collage zweier Texte von Paula Leal Olloqui, die in mehreren reflexiven Selbstbefragungen während der Zeit kurz vor dem Diplom entstanden sind. Die beiden Charaktere – einer bedacht, fragend, analysierend, ratgebend, der andere impulsiv, aktiv, chaotisch – ringen im Dialog um Antworten auf Fragen des Lebens und der Kunstproduktion. Einzelne Sätze/Worte werden dabei selbst zur Skulptur. Paula Leal Olloqui arbeitet an den Grenzen der Materialität und ihrer eigenen Kraft. Wachs, Ton, Holz werden auf waghalsige Weise miteinander verbunden, aneinander aufgerichtet. Dieser Formfindungsprozess wird über viele Seiten hinweg eingeführt, von vagen Umrissen zu Experimenten, zu ersten Objekten und Skulpturen bis hin zur Rauminstallation. Am Ende steht wortlos ein „Rundgang“ durch Paula Leal Olloquis Diplomausstellung WOHIN LAUFEN DIE MÄDELS?
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Paula Leal Olloqui
WIE VORHER, WIE DAMALS, WIE WANN ES BRENNT, GENAU SO
17 × 24 cm
160 Seiten, Offset
offene Fadenheftung, schwarzer Faden
nummerierte Edition von 200 Stück mit je einer Papierarbeit von Paula Leal Olloqui
mit Texten von Sabine Weingartner und Alexander Samsonow
Englische Übersetzung von Duncan Swann
Spanische Übersetzung von Paula Leal Olloqui
HAMMANN&VONMIER Verlag, München 2015
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Paula Leal Olloqui, geb. 1984 in Madrid, hat Bildende Kunst an der Universidad Complutense in Madrid studiert und 2007 mit Master und 2008 mit Staatsexamen abgeschlossen. In München war sie Studentin der Bildhauerei bei Prof. Hermann Pitz und Prof. Olaf Metzel an der Akademie der Bildenden Künste. 2011 bekam sie den Preis für ausländische Studierende des DAAD Stipet Progreamms. 2013 wurde sie bei Prof. Olaf Metzel zur Meisterschülerin ernannt. Paula Leal Olloqui bekam für ihre Diplomausstellung WOHIN LAUFEN DIE MÄDELS? im Jahr 2015 den Preis der Debütantenförderung.
2. bis 26. Juli 2015
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Justin Lieberman. 125 things
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Der Kunstraum München zeigt in Deutschland die erste Einzelausstellung des amerikanischen Künstlers Justin Lieberman. Eine eigens für die Räume des Kunstraums konzipierte Installation spielt mit Referenzen aus Literatur und Kunstgeschichte. 125 things aus Konsumkultur, von Freunden oder dem Archiv des Künstlers lassen den Kunstraum zu einem Ort der Entdeckung werden.
Eines der 125 things ist eine Zeichnung Liebermans, die eine riesige Schildkröte auf einem Teppich zeigt. Lieberman nimmt hier in ironisierender Manier Bezug auf Joris-Karl Huysmans Erzählung À rebours, dem Kultbuch der l’art-pour-l’art Bewegung. „Es war ein Buch voller Gift. Es war, als haftete seinen Seiten ein schwerer, sinnverwirrender Duft nach Weihrauch an“, schrieb Oscar Wilde voller Begeisterung über den Roman des Ästhetizismus und der Dekadenz. Der Protagonist Jean Floressas Des Esseintes versucht in einer Manie für das Verschwenderische und den Luxus dem Positivismus des 19. Jahrhunderts zu entfliehen. Seine Verschwendungssucht gipfelt mit der Anschaffung einer Riesenschildkröte, die Des Essentes mit Edelsteinen und Gold verziert, einzig zur Dekoration seines Orientteppichs vorsieht und endet letztlich im Tod. In Liebermans Werk wird die Geschichte weitererzählt, nun aber unter vollkommen neuen Vorzeichen…
Das Prinzip der Aneignung, sei es aus der Philosophie oder der Konsumkultur, bildet das Leitmotiv im Produktionsprozess des amerikanischen Künstlers Justin Lieberman. Zitate aus Texten und Bildern finden sich nicht nur in seiner Malerei, sondern auch in seinen skulpturalen und multimedialen Arbeiten. Liebermans Bildsprache operiert häufig mit ironisierenden Mitteln und einer teils subversiven, teils sarkastischen Gesellschaftskritik. Auch seine eigene Arbeitsweise thematisiert er – vor allem in jüngeren Arbeiten – als Bestandteil eines ökonomischen Systems.
Justin Lieberman (geb. 1977) ist Künstler, Autor, Kurator und Lehrer. Der in Gainesville/FL geborene New Yorker hat in Yale (MFA Yale University, New Haven/CT) und Boston (BFA School of the Museum of Fine Arts, Boston/MA) studiert. Er war Professor am Queens College, New York und der Brandeis University, Boston sowie visiting lecturer an der Columbia University, NY, am Hunter College, NY, bei MassArt, Boston, am Maryland Institute College of Arts (MICA), Baltimore, an der Rutgers University, New Jersey und zuletzt an der progressiven BHQFU, New York. Derzeit vereint eine Schau in Poitiers Arbeiten aus den vergangenen 10 Jahren aus dem Werk des Künstlers (Je t’Empire, Entrepôt Galerie du Confort Moderne, Poitiers, Frankreich, bis 23. August). Seit letztem Jahr lebt und arbeitet Lieberman in München.
Kuratiert von Monika Bayer-Wermuth
[Lesung und Künstlergespräch]
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Justin Lieberman. 125 things
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Mittwoch, 22. Juli 2015, 19 Uhr
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Justin Lieberman liest aus seinem Buch
The Corrector’s Custom Pre-Fab House
(Ed. Le Confort Moderne, Poitiers 2015)
Im Anschluss ist Justin Lieberman im Gespräch mit Jena Balton-Stier.
Jena Balton-Stier (geb. 1980 in Memphis/TN) ist Kunsthistorikerin und Übersetzerin und hat in Chicago (M.A. Kunstgeschichte, Kritik und Theorie, Art Institute of Chicago) studiert. Seit 2010 lebt und arbeitet Balton-Stier in München.
Hier ein Auszug aus The Corrector’s Custom Pre-Fab House
[Clubgespräch]
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Mittwoch, 15. Juli 2015, 19 Uhr
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Der Vortrag behandelt die hybriden Formen zeitgenössischer (Natur-) Kunst, die, theoretisch vorbereitet durch Bruno Latours „Politics of Nature“(2004), bereits auf der documenta 13 sichtbar wurden.
Hans Dickel, Professor für Neuere Kunstgeschichte an der Universität Erlangen-Nürnberg. Ausstellungen und Kataloge im Kunstraum: Hanne Darboven (1988), Maria Eichhorn (1996), Dellbrügge /de Moll (1996), seit 2002 im Kuratorium. Monographien u.a.: Kunst als zweite Natur. Studien zum Naturverständnis in der modernen Kunst (2006), Künstlerbücher mit Photographie (2008). Hans Dickel lebt in Berlin und arbeitet in Erlangen.
In der Reihe [Clubgespräch] stellt der Kunstraum die Mitglieder des beratenden Kuratoriums vor. Neben Prof. Dr. Hans Dickel gehören diesem Prof. Dr. Andres Lepik, Christiane Meyer-Stoll, Tilman Müller-Stöfen, Barbara Schäfer Prof. und Dr. Wolfgang Ullrich an.
Dienstag, 23 Juni 2015, 19 Uhr
Im Mai 2015 zählte das Oberlandesgericht München den 200. Prozesstag. Seit mehr als zwei Jahren trifft sich das Gericht fast jede Woche. Nahezu täglich informieren Blogs und stellen mehrsprachige Prozess-Protokolle ins Netz; unzählige Presse-Artikel, Radio- und Fernsehbeiträge oder dicke Bücher sind seitdem erschienen. Ist dadurch eine Öffentlichkeit entstanden? Hat sich etwas verändert? Wenn Ja: Was? Wenn Nein: Warum nicht?
Nicht zum ersten Mal hatte im April 2015 ein Beweisantrag die Anwesenheit des deutschen Inlandsgeheimdienstes während der Ermordung des jungen Internetcafé-Betreibers Halit Yozgat in Kassel zum Inhalt. Nach seiner Ermordung im April 2006 demonstrierten in der Documenta-Stadt tausende Menschen migrantischen Hintergrunds unter dem Motto „Kein 10. Opfer“! Stattdessen ließ sich selbst eine kritische Öffentlichkeit den Bären von kriminellen Machenschaften im „Ausländermilieu“ aufbinden. Trotz der Kasseler Demonstration „Kein 10. Opfer“ blieb die Etikettierung der grausamen Hinrichtungen als „Döner-Morde“ unhinterfragter Mainstream.
Bizarre Ungleichzeitigkeiten des Innen und Außen des Prozesses charakterisieren die aktuelle Entwicklung: Beantwortet sind die allerwenigsten Fragen vom Beginn des Prozesses, geklärt kaum eine der zahllosen, haarsträubenden Ungereimtheiten, die die Diskussion bestimmen. Gesellschaftliche und politische Konsequenzen spielen im Alltag vor Gericht und in den (unterdessen acht) Parlamentarischen Untersuchungsausschüssen so gut wie keine Rolle. Die wohl mehrere hundert Personen umfassende Szene des NSU wird reduziert auf das „Einzeltrio“.
Wie werden Diskussionen eingehegt, solche Bilder wie von der „Einzelzelle“ oder den „Einzeltätern“ generiert, verbreitet und medial gerahmt? Außerhalb dieses Rahmens ist Auf der Stelle ein Kr.-Gespräch neben der Information.
Stelle [Duden]:
wenn ich dich noch einmal dabei erwische, fliegst du auf der Stelle / auf der Stelle treten (umgangssprachlich) in einer bestimmten Angelegenheit nicht vorankommen; [in Bezug auf die Entwicklung von etwas] keine Fortschritte machen / nicht von der Stelle kommen [mit einer Sache] nicht vorankommen / zur Stelle sein im rechten Moment [für etwas] dasein, sich an einem bestimmten Ort einfinden / lokalisierbarer Bereich am Körper, an einem Gegenstand, der sich durch seine besondere Beschaffenheit von der Umgebung deutlich abhebt (Beispiele: eine schadhafte Stelle im Gewebe, eine kahle Stelle am Kopf).
Friedrich Burschel ist Mitarbeiter des Internetprojektes NSU-Watch (nsu-watch.info) und am Oberlandesgericht München akkreditierter Korrespondent des thüringer Lokalsenders Radio Lotte Weimar. Burschel hat bisher fast jeden Prozesstag besucht. Er ist Referent zum Schwerpunkt Neonazismus und Strukturen/Ideologien der Ungleichwertigkeit bei der Akademie für Politische Bildung der Rosa Luxemburg Stiftung und lebt heute in Berlin. Vorher war Friedrich Burschel künstlerischer Leiter des Kulturzentrums Altes Kino in Ebersberg bei München.
Am 4. November 2011 ging in Eisenach ein Wohnmobil in Flammen auf. Darin wurden zwei Leichen gefunden, die offensichtlich vorher gewaltsam zu Tode kamen. Stunden später explodierte in der Zwickauer Frühlingsstraße eine Wohnung und brannte aus. In den folgenden Tagen rollte eine Lawine von ungeheuerlichen Erkenntnissen durchs Land: die beiden toten Männer in dem Wohnwagen waren Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die Wohnung in Brand setzte in Zwickau Beate Zschäpe, die sich vier Tage nach Eisenach den Behörden stellte. Die drei sollen der Kern einer neonazistischen Terrorbande mit dem Namen „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU) gewesen sein und nach ihrem Untertauchen 1998 während der Jahre 2000 und 2007 neun Menschen aus rassistischen Motiven und eine Polizistin ermordet, mindestens drei Sprengstoffanschläge, einer davon mit einer verheerenden Nagelbombe in Köln, und (mindestens) 15 Raubüberfälle begangen haben. Die Täter kommen aus der wiedervereinigten Nazi-Szene der 1990er Jahre, in denen eine internationale rechte Pop-Kultur Erscheinungsbild und Strategien von Hitlerjugend und SS erneuerte.
[Gast] SPREEZ präsentiert
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Studio for Propositional Cinema
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In Like a Leech and Out Like a Lamb: A Lecture in Ten Scenes
at Kunstraum München
Studio for Propositional Cinema wurde 2013 durch einen öffentlichen Aufruf zum Handeln im Kunstverein Düsseldorf begründet. Durch Sprache, Handlungen, Geräusche und Bilder, durch Produktion, Publikationen, Ausstellungen und Fiktionen, versuchen sie, Kultur von einem Netzwerk ideologischer Formationen in einen Dialog hypothetischer Gesten zu rekonfigurieren.
Studio for Propositional Cinema hat kürzlich ausgestellt bei Tanya Leighton Gallery, Berlin, Between Arrival & Departure, Düsseldorf sowie Museum Morsbroich, Leverkusen und wird im November 2015 im Mumok, Wien, „We Are a Parasite on the Institution of Cinema, An Institution of Parasite: 1st Studio for Propositional Cinema Film Festival“ präsentieren.
Sie haben kürzlich Publikationen von Keren Cytter und Christopher Williams herausgegeben und ihre letzte Ausstellung, welche Arbeiten von Marcel Broodthaers, Tony Conrad, Moyra Davey, Jason Dodge und Dorothy Iannone beinhaltet, wurde in ihrem Ausstellungsraum in Düsseldorf am 30. Mai eröffnet.
Die Performance wird von einer neuen Publikation begleitet werden und ist eng verbunden mit der Performance „In Like a Lion and Out Like a Leech: A Lecture in Ten Scenes at Kölnischer Kunstverein“, welche Mittwoch, 3. Juni stattfinden wird.
English
Studio for Propositional Cinema was inaugurated with a public call to action in 2013 at the Kunstverein Düsseldorf. Through language, actions, sounds, and images, through production, publication, exhibition, and fictions, they seek to reconfigure culture from a network of ideological formations into a dialogue of hypothetical gestures.
Studio for Propositional Cinema has recently exhibited at Tanya Leighton
Gallery, Berlin, Between Arrival & Departure, Düsseldorf, and Museum
Morsbroich, Leverkusen, and will present ‚We Are a Parasite on the
Institution of Cinema, An Institution of Parasite: 1st Studio for
Propositional Cinema Film Festival‘ at Mumok, Vienna in November 2015.
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They have recently published publications by Keren Cytter and Christopher Williams, and the next exhibition at their exhibition space in Düsseldorf opens on 30 May, featuring work by Marcel Broodthaers, Tony Conrad, Moyra Davey, Jason Dodge, and Dorothy Iannone. The performance will be accompanied by a new publication, and is a companion to the performance „In Like a Lion and Out Like a Leech: A Lecture in Ten Scenes at Kölnischer Kunstverein“, which will take place on Wednesday, 3 June.
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Laufzeit: 22. April – 31. Mai 2015
Kuratiert von Emily Barsi
Babi Badalov (geboren 1959 in Aserbaidschan) beschäftigt sich mit visueller Poesie, die er “Migrant Poetry” oder “Actuality Poetry” nennt. Seit 2008 lebt er als Flüchting in Paris. Sein Leben und seine Freiheit werden täglich durch seinen politischen Status eingeschränkt und sein Alltag ist durch die Auseinandersetzung mit starken kulturellen Unterschieden geprägt. Dabei stellt Sprache für Badalov eines der größten kulturellen Hindernisse für den Prozess der Integration dar.
In seinen Arbeiten wird der Betrachter mit der Sprachbarriere konfrontiert, die sowohl zu Sprachverwirrungen als auch zu kulturellen Identitätskonflikten führen kann. Er experimentiert mit Worten und Schriften, mischt Sprachen und Mentalitäten westlicher und östlicher Kulturen. Seine Kombination von kyrillischen, lateinischen, persischen und russischen Buchstaben mit verschiedenen Sprachen schafft unerwartete Verbindungen und freie Assoziationen sowie Wortspiele mit ironischen politischen Kommentaren.
Für den Kunstraum München wird Badalov hauptsächlich mit Collagen arbeiten: Verschiedene von ihm entworfene Schriftarten, orientalische Ornamente und Dichtungen werden mit unterschiedlichsten gedruckten Materialien wie Fotos, Postkarten oder Werbebroschüren kombiniert. Diese sammelt er als eine Art Tagebuch seit Jahren täglich auf den Straßen der von Immigranten bewohnten Viertel in Paris.
Aus der Verarbeitung dieses Materials entstehen die narrativen Collagen seiner „Migrant Poetry“/“Actuality Poetry”, die neue Realitäten in Europa porträtieren und beleuchten; Realitäten, die oft, vor allem in reichen Städten wie München, unterdrückt werden: Immigration, Multikulturalismus und Konflikte aufgrund einer wachsenden muslimischen Bevölkerung. Jüngste Ereignisse wie z.B. die Anschläge in Paris und Kopenhagen oder der Aufstieg von „Pegida“ (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) in Deutschland unterstreichen die Aktualität seines Unterfangens.
Click here for english version
Einzelausstellungen: (Auswahl)
2015 MIGRANT POETRY, La Station, Center for Contemporary Art Nice, Frankreich,
2014 EASTERIA, (mit Nikolay Oleynikov), Gandy gallery, Bratislawa
2013 PORTO – ПOPTO, A Certain Lack of Coherence, Porto,
2011 I Am Orna Mental, Gandy gallery, Bratislawa,
2010 My life Report In Paris, Tranzit Display gallery, Prag,
2008 The Persian Ambassador, Freud’s Dreams Museum, Saint Peterburg,
2006 Poetry&drawing, Galata Perform, Istanbul.
Gruppenausstellungen (Auswahl)
2015 Feel Discourse! Guest Projects, London
2014 Europe, Europe, SCONOSCIUTO (Alternative spaces project) Astrup Fearnley museum, 2014 Histerical Materialism, Jerome Poggi gallery, Paris, 2014 Deprivation, Arsenal Gallery, Białystok, Polen
2014 ARTONAUTICS, Gdansk City Gallery,
2014 Untitled… (Local Foreginers), Garage Center for Contemporary Art, Moskau,
2014 Disparity and Demand, La Galerie, Noisy le Sec, Paris
2014 Report on the Construction of a Spaceship Module, New Museum, New York,
2013 Tourist City, Pleridas museum, Larnaca, Cyprus,
2013 SIASAT, 15 th Jakarta Biennale
2013 RE-ALIGNED ART, Tromsø Kunstforening, Norwegen,
2013 The Collection as a Character, M HKA, Museum of Contemporary Art Antwerp,
2013 Enchanted Wanderer, Centre for Culture Garage Contemporary Art,
2011 The Journey to the East MOCAK, ( Museum of Contemporary Art Krakow), 2011 Passion bild, Kunstmuseum Bern,
2011 54 th Venedig Biennale, (Collateral events),
2011 East from 4°24, M HKA, Museum of Contemporary Art Antwerp,
2010 MANIFESTA 8, Murcia/Cartagena, Spanien.
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferates München
[Clubgespräch]
Freitag, 8. Mai 2015, 19 Uhr
Der Vortrag widmet sich dem Paradigmenwechsel, der sich für Kunstmuseen in den letzten Jahrzehnten ergeben hat. Waren sie lange Institutionen des Sammelns, Konservierens und Erforschens von Kunst, gehört mittlerweile das Ausstellen und Vermitteln zu ihren zentralen Aufgaben. Das Medium ‘Ausstellung’ hat gerade auch in Museen eine überraschende Karriere erlebt und war nie mit so vielen und großen Erwartungen verbunden wie in der Gegenwart.
Professor Dr. Wolfgang Ullrich, geb. 1967 in München. Ab 1986 Studium der Philosophie, Kunstgeschichte, Logik/Wissenschaftstheorie und Germanistik in München. Dissertation 1994 über das Spätwerk Martin Heideggers (Der Garten der Wildnis, München 1996). 1997 bis 2003 Assistent am Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Akademie der Bildenden Künste München; ab 2003 Gastprofessuren an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg und an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Von 2006 bis 2015 Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Seit 2015 freier Autor in Leipzig. – Jüngste Buchveröffentlichung: Des Geistes Gegenwart. Eine Wissenschaftspoetik, Berlin 2014.
Siehe auch www.ideenfreiheit.de
Die Teilnahmemöglichkeit endet an der Aufnahmekapazität des Raumes!
In der Reihe [Clubgespräch] stellt der Kunstraum die Mitglieder des beratenden Kuratoriums vor. Neben Prof. Dr. Wolfgang Ullrich gehören diesem Prof. Dr. Hans Dickel, Prof. Dr. Andres Lepik, Christiane Meyer-Stoll, Tilman Mueller-Stöfen und Barbara Schäfer an.
Ein Abend mit den sechs Artists-in-Residence:
Beate Engl (2010), Christian Engelmann (2011/2012),
Fabian Hesse (2013), Alfons Knogl (2013),
Max Erbacher (2014) und Ralf Homann (2014/15).
Die bangaloREsidency wurde als Langzeit-Kollaboration zwischen dem Goethe-Institut (Max Mueller Bhavan Bangalore) und verschiedenen innovativen und zeitgenössischen Kunst- und Kulturräumen in Bangalore initiiert.
Nach den Kurzvorträgen Diskussion über Möglichkeiten zur Vertiefung des Kunstaustausches zwischen Bangalore und München, sowie zu den unterschiedlichen Modellen von Kunst-Residenzen, u.a. mit Berthold Reiss
(Artist in Residence 2014 an der Tarabya Kulturakademie in Istanbul, Ausstellung im Kunstraum von 25.3. – 10.4.2015).
Dazu reichen wir 100% Indian Organic: Masala-Sticks und heißer Tulsi-Tea.
Berthold Reiss
PROTOKOL
Eröffnung: 25. März, 19 Uhr
Lecture Performance um 20 Uhr
Hepiniz Davetlisiniz Buyurun Gelin!
Berthold Reiss schreitet durch das Deutsche Generalkonsulat in Istanbul, eine Tasche umgehängt und ein Bierglas in der Hand, flankiert von einer Riege Kellner, die den Ankommenden Getränke reichen und auf dem Foto wirken, als würden sie dem Künstler Spalier stehen. Unweigerlich ist man an Propheten der Kunst und die Selbstinszenierung eines Künstlers erinnert.
In der Ausstellung mit dem Titel „PROTOKOL“ zeigt Berthold Reiss Arbeiten,
die während seines Aufenthalts 2014 an der Tarabya Kulturakademie in İstanbul entstanden sind. Der türkische Begriff PROTOKOL ist namensgebend für die Schau und weist auf einen offiziellen Charakter. Ein Protokoll kann wie im Alltag die Aufzeichnung eines Treffens oder einer Sitzung sein. Es kann aber auch – wie in der Diplomatie – im Voraus festlegen, was bei einem solchen Anlass zu tun und zu lassen ist. Der Titel PROTOKOL im Sinne von Niederschrift bzw. Vorschrift ist daher, trotz seines bürokratischen oder förmlichen Klangs, ambivalent. Er kann eine Rückschau meinen, aber auch eine Vorausschau.
Die Ausstellung PROTOKOL fragt nach der Funktion von Kunst in Institutionen außerhalb des Kunstbetriebs. Die verdichtete Form, die diese Funktion annehmen kann, wird in der Tradition oft positiv, in der Moderne dagegen meist negativ als Staatskunst bezeichnet. Dem doppelten Sinn des Titels entsprechend dokumentiert und inszeniert Berthold Reiss im Kunstraum seine Arbeit in Istanbul aus dem vergangenen Jahr.
Foto © Mehmet Erken, Generalkonsulat Istanbul
Roland Burkart
Alberto Finelli & Evyenia Gennadiou
Josef Knoll
Amedeo Polazzo
Jonas von Ostrowski
Johannes Tassilo Walter
In der Ausstellung „Collateral Collaboration“ im Kunstraum Spazio Ostrakon, Mailand, erproben die jungen Künstler Niko Abramidis &NE, Roland Burkart, Alberto Finelli, Evyenia Gennadiou, Josef Knoll, Amedeo Polazzo, Jonas von Ostrowski und Johannes Tassilo Walter eine hierarchische Form der Zusammenarbeit, die der taktisch-strategischen Bedeutung des Wortes Kollaboration auf den Grund zu gehen sucht.
Historisch gesehen bedeutet Kollaboration erst einmal so viel wie Zusammenarbeit mit dem Feind, zu Zeiten der Besetzung. In der zeitgenössischen künstlerischen Praxis wird der Kollaboration heute ein weitgehend progressiver Charakter zugeschrieben, wobei das besonders im Hinblick auf die Auflösung einer eindeutig zuschreibbaren Autorenschaft geschieht. Dass gerade dieser Anspruch heute zu einer Technologie neoliberaler Strukturen geworden ist, um nicht nur Autorenschaft, sondern auch Verantwortung zu verwirren, das ist es, woran sich diese jungen Künstler stoßen.
Um gerade den merkantilen Aspekt einer Zusammenarbeit hervorzuheben, gehen die jungen Künstler in der Ausstellung „Collateral Collaboration“ in ihrer Zusammenarbeit einen vollkommen anderen Weg: Sie werden sich gegenseitig zu Vorgesetzten. Jeder der Künstler gibt bei dem nächsten eine Arbeit in Auftrag. Dabei kennen sie ihre Arbeitsweisen sehr gut und wissen genau wie sie sich treffen können. „Das ganze soll keine harmlose Tandelei sein, sondern eine scharfe künstlerische Kritik, an der Arbeit der Anderen.“ bemerkt Jonas von Ostrowski, „Dadurch ensteht ein runder Tisch voller Spitzen“.
Gebraucht euch! Braucht euch! Missbraucht euch! Die jungen Künstler wollen die Kollaboration der verantwortungslosen Doppelbödigkeit im vermeintlich lustvollen Miteinander entreißen, um sich den Wunsch zu erfüllen, den Andy Warhol vielleicht vergeblich hegte: Den Wunsch nach einem Vorgesetzten, dem man widerspenstig gegenüberstehend, den Wunsch von den Lippen abzulesen sucht. Es geht hier nicht darum, miteinander zu verschmelzen um einen gezähmten Wolf im Schafspelz zu züchten, der seinen Namen nicht mehr aussprechen kann, sondern im Gegenteil um eine verdoppelte, gesteigerte Autorenschaft, in deren serpentinenhafter Windung zischend Lob und Tadel manifest werden, in deren „funkelndem Speichel“ (Amedeo Polazzo) Gift und Heilmittel zu finden sind. Es soll sich eine Verbindung zwischen den Arbeiten ergeben, die dem Reißverschluss den Schock des Vulgären erneut zu verleihen vermag. Der Ekel an der Zusammenarbeit, die so oft nichts weiter ist als ein Hyperlink, der die Gesamtzahl der Clicks plump steigern soll, nichts weiter als billiges und eitles Marketing unter der schlapp herabhängenden Fahne der Progression; dieser Ekel wird hier abgeschmettert, um den Pomp der klaren Grenzen zu zelebrieren.
Felix Pfahl
House For Them Ancestors
Termine rund um die Ausstellung, jeweils um 19 Uhr im Kunstraum.
Eintritt frei
Mittwoch 4. März: Music for Rooms 1 › Eröffnung
Samstag 7. März: Music for Rooms 2
Samstag 14. März: Finale Séance › Finissage
“Sie sind nicht von hier
and I come from them…”
Musikerin Manuela Rzytki und Künstlerin Anna McCarthy entwerfen zusammen ein Raumkonzept zu Rzytkis jugoslawischer Familien- und Musik-Tradition. Hintergrund ist die Geschichte ihrer donauschwäbischen Vorfahren – einer Mischkultur, die seit Jahrhunderten, insbesondere seit dem 1. Weltkrieg, Siedlungspolitik, Migration, Grenzverschiebungen, Krieg und Flucht ausgesetzt war.
Geschichte und Geschichten leben fort in der Gegenwart. Die Großfamilie bildete für Rzytki einen sozialisierenden Raum, der Erfahrungen, Erzählungen von Leid, Krieg und Glück und insbesondere auch Liedgut an die Nachkommen tradierte. Erinnerungen von Flüchtlingen wie sie uns heute in Zeiten globaler Krisen wiederbegegnen. Die Geister einer Vergangenheit wie der europäischen kehren wieder.
Die Stimme der Großmutter, Geräusche, Bilder, Musik, Möbel, Klang, Objekte. Eine musikalische Séance im Geisterhaus; die Familie wird zum Hirngespinst; das verwobene Sinngeflecht verdichtet sich in sprechenden Küchentischen und erzählenden Tapeten. Musique d’ameublement.
Dieses auratische System von formalen Schichten und inhaltlichen Referenzen spitzt sich an drei Abenden performativ zu. Als wollten die Geister der Vergangenheit durch Live-Musik rituell beschworen, gebannt oder erlöst werden…
Die Musik des Eröffnungsabends fließt in die Installation der Ausstellung ein. Im Laufe des Produktionsprozesses entsteht außerdem Tonmaterial, das im Herbst auf Vinyl erscheinen wird. Der Kunstraum bietet eine Edition dieser 7“-Single an.
Mitwirkende:
Manuela Rzytki ist Musikerin, Sängerin und Produzentin. Sie ist Gründerin der Band Parasyte Woman und bekannt durch ihre Mitwirkung in den Musikprojekten G.Rag und die Landlergschwister (auch Zusammenarbeit mit Schlachthofbronx), Kamerakino, Salewski und diversen Theaterproduktionen am Residenztheater, den Münchner Kammerspielen und dem Volkstheater.
Künstlerin Anna McCarthy ist Absolventin der Akademie der Bildenden Künste München und der Glasgow School of Art und arbeitet multidisziplinär: Sie ist Bassistin und Sängerin der Münchner Band Damenkapelle, inszeniert Theaterstücke (Ich dachte man darf alles, Maximiliansforum 2010), stellt regelmäßig im In- und Ausland aus, zuletzt NA-EN-DE-NA–EN-DE-NA-WIDA (Schaustelle Pinakothek der Moderne 2013), How to Start a Revolution: The Musical (Haus der Kunst 2013) und Heute Nachmittag Als Wir Noch An Was Glaubten, 1914/2014: Der Große Krieg, Erinnerungen an Europa. Außerdem veranstaltet McCarthy Lese- und Konzertreihen u.a. No Country for Odd Poets im Kunstverein München.
Außerdem zu Gast:
Tobias Laemmert (Protein, Parasyte Woman)
Thomas Wühr (Tom Wu, Das Weiße Pferd)
Maximilian Bräunlich (Joe Masi, Das Weiße Pferd)
Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferates München.
In Kooperation mit Schamoni Musik und Favorit Bar.
Freitag, 27. Februar 2015, 19 Uhr
Beate Engl APPARAT
Hg. von Beate Engl und Anja Casser/Badischer Kunstverein
Wir laden Sie herzlich ein zur Buchpräsentation
Freitag, 27. Februar, 19 Uhr
Anlässlich der Buchpräsentation wird Beate Engls „Agitator 2.0“ im Kunstraum München installiert.
Beate Engls Künstlerbuch „APPARAT“ ist anlässlich ihrer gleichnamigen Einzelausstellung im Lichthof des Badischen Kunstvereins erschienen. Die Publikation bündelt eine Auswahl von Engls Arbeiten aus den letzten Jahren, die sich mit Symbolen der Repräsentation und Propaganda befassen. Fahnen, Megaphone, Rednertribünen, Werbedisplays und andere Elemente des öffentlichen Raumes bilden die Basis ihrer Skulpturen. Engl hinterfragt auf spielerische Weise die Machtrhetorik dieser Objekte und verfremdet sie bis hin zu revolutionärem Kitsch.
Beate Engl APPARAT
Verlag Silke Schreiber, München 2014
40 Seiten, Deutsch/Englisch
24 × 19,5 cm, Softcover mit je einem von drei verschiedenen Postern als Schutzumschlag
20 € / 18 € für Mitglieder
Finissage und Buchpräsentation
15. Februar 2015, 14 Uhr
Wir freuen uns, Sie am Sonntag, den 15. Februar, 14 Uhr zur Finissage der Ausstellung Low Tec von Hansjoerg Dobliar einladen zu dürfen.
Anlässlich der Finissage werden die zwei Publikationen, die vom VistVunkVerlag herausgegeben werden, präsentiert:
Hansjoerg Dobliar
Low Tec
Box mit Siebdruck (92×62cm) und
Heft (25×19cm, 48 Seiten, s/w, mit einem Text von Daniela Stöppel)
Auflage 30
Daniela Stöppel
Über Wurzeln
Essayband mit Abb. (Din-A5, 40 Seiten, s/w) (Band 9 der Grünen Reihe) Auflage 30
Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Hansjoerg Dobliar
Eröffnung: Mittwoch, 21. Januar, 19 Uhr
Kuratiert von Daniela Stöppel